Erlebnisberichte zu den Kämpfen an der Erft
Bericht von Robert Visser, 18 Jahre, Niederländischer Zwangsarbeiter auf der Bunker Grossbaustelle der O.T. in Glesch - zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht - und SG H. Friedman, US-Army
Am 02.03.1945 gab es einen sehr intensiven Beschuss auf Oberaussem. Deutsche und Amerikanische Truppen lieferten sich ein sehr hartes Gefecht. Zu diesem Zeitpunkt suchte ich Schutz in einem deutschen Bunker am Waldrand, gegenüber einem alten Kloster. Im Bunker befanden sich 4 deutsche Soldaten die nicht wussten was sie tun sollten. Ich versuchte ihnen klar zu machen, wenn weiter zurück geschossen wird, das Oberaussem in Schutt und Asche versinkt. Nach langem hin und her hatten sie sich entschlossen sich den Amerikanern zu ergeben. Jeder von ihnen hatte ein amerikanisches Flugblatt auf dem, seitens der Amerikaner, versichert wurde das sie, wenn sie sich ergeben, korrekt behandelt werden. Um 16:30 Uhr hörten wir starkes Maschinengewehrfeuer in der Nähe des Bunkers. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und wir begannen laut „ I sorrender “ ( Ich ergebe mich ) zu brüllen. Nach einer kurzen Zeit die uns wie einen Ewigkeit vor kam, hörten wir die Worte „ kommen sie hier her ! “ . Wir erhoben unsere Hände und gingen nach draussen. Dort nahmen uns ein Sergeant und 2 Soldaten von der 395th / 3rd Armored Division in Empfang. Nachdem ich ihnen meine Rolle als Vermittler bei der Kapitulation der 4 deutschen Soldaten erklärt hatte, verteilten sie Kaugummi und einige Dosen Corned Beef an uns.
Wir kamen aus dem Raum Aachen über Düren und näherten uns gegen Abend dem Ort Elsdorf. Wir sahen einen weite Ebene vor uns, mit vielen einzelnen Bauernhöfen, offenes Land. Die allgemeine Aufgabe unserer Company bestand darin, über die Erft zu kommen um Köln von Norden her an zu greifen.
Als wir Elsdorf erreichten, wurden wir sofort von feindlichen Flugzeugen begrüsst. Die Strasse für den Nachschub wurde mit absoluter Präzision bombardiert. Dies sollte scheinbar ein Hinweis sein, das der Feind genau wusste wo wir waren und wohin wir uns bewegten.
Am frühen Morgen des 02.03.1945 begann die Company mit dem Vorrücken. Das 393th Infantry Regiment und die 4th Cavalry Group überquerten die Erft in der Nähe von Glesch.
Entlang der Erft begann der Angriff Richtung Nordosten. Am Vormittag hatte die 4th Cavalry Group die Dörfer Winkelheim und Buchholz ein genommen. Das 393th Infantry Regiment und die 4th Cavalry Group eroberten um 19:00 Uhr Neurath und die Brikett Fabrik. Das der Gegner mit einem so schnellen Vorrücken nicht gerechnet hatte, bemerkten wir daran als in der Fabrik ein Telefon klingelte und sich das Innenministerium Düsseldorf meldete, um zu erfragen wo sich die Amerikanischen Truppen befinden. Ein Fernmelder der 99th Signal Company, der etwas deutsch sprach, konnte diese Informationen aus erster Hand anbieten.
Bedburg wurde durch das 1th Battalion des 393th Infantry Regiment gesichert und Buchholz durch das 2th Battalion des 393th Infantry Regiment. So konnte ein reibungsloses Vorrücken gewährleistet werden. In dieser Zeit nahmen wir etwa 320 deutsche Soldaten gefangen.
Der Feind hatte mit einem so schnellen Vorrücken im Westen nicht gerechnet. Sie versuchten immer wieder mit uns Katz und Maus zu spielen. Wir schlossen daraus, das der Gegner durch unser schnelles vorrücken total verwirrt war, da diese Spiel keinen Sinn ergaben.
Der Rest der 99th Division und der 394th Infantry überquerten am selben Tag die Erft und versammelten sich im Norden von Bergheim und im Westen von Wiedenfeld um an nächsten Tag von dort aus weiter vor zu stossen.
Am Morgen des 03.03.1945 griff das 393th Infantry Regiment und 394th Infantry Regiment, unterstützt durch starkes Artilleriefeuer der 4th Cavalry Group aus Richtung Ostufer der Erft, an. Die Liste der Orte die wir in dieser Zeit einnahmen hörten sich an wie Zugansage im Bahnhof : Köln über Allrath,Muchhausen, Frauweiler, Rath, Vanikum, Rommerskirchen, Hüchelhofen, Sinsteden usw. usw. Der Strom an Gefangenen brach nicht ab.
Unser 324th Engineer Battalion hatte in 12 Stunden das vollbracht, wofür normaler Weise 2 Tage benötigt wurden. Sie bauten an diesem Tag 2 Brücken über die Erft bei Bedburg. Durch diese hatten wir 2 zusätzliche Überfahrten für den Nachschub über die Erft. Sollte eine Brücke über die Erft durch feindliche Flugzeuge zerstört werden, hätte dies keine grösseren Auswirkungen auf den Nachschub.
An diesem Tag begann nun der Vorstoss in Richtung Köln.
Das 3th Battalion wurde von Bergheim nach Neurath in Marsch gesetzt um das 2nd Battalion des 393th Infantry Regiment zu unterstützen. Das 3th Battalion war jedoch in Angriffslaune und begann einen Angriff auf Sinsteden und nahm schliesslich um 19:40 Uhr den Ort ein. Die deutsche Nachhut brach darauf hin zusammen.
Die 4th Cavalry Group hatte zu dieser Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Es wurden mehr als 9000 Yards ( 8,22 km ) entlang der Erft zurück gelegt, alle eingenommenen Dörfer wurden gesichert.
An diesem Spät Nachmittag wurde der Wiederstand bei Rommerskirchen jedoch wesentlich stärker. Der Ort wurde hartnäckig durch Panzer, Selbstfahrlafetten und Infanterie verteidigt. Es wurde seitens des Gegners alles unternommen unser weiterkommen zu stoppen.
Es standen sich zu diesem Zeitpunkt 7 deutsche Abteilungen und 2 amerikanische Regimenter gegenüber.
Durch das harte und schnelle Vorgehen wurde der Feind jedoch überrumpelt und dadurch demoralisiert.
Erinnerungen an die Stadt Bedburg im März 1945
Nach der Einnahme von Bedburg wurde die Zivilbevölkerung zusammen getrieben. Wir durchsuchten die Häuser und mein Kamerad Fred Kampmier begann damit, trotz eindringlicher Warnung unserer Vorgesetzten vor vergiftetem deutschem Essen, in jedem Haus ein kleines Frühstück zu sich zu nehmen. Darauf hin ignorierten wir alle Warnungen und assen alles was wir in die Hände bekamen. Knochenhartes deutsches Schwarzbrot das wie Sägemehl schmeckte obwohl unser Kamerad Royce ein Anhänger von Weissbrot war. Alles wurde gegessen. Als Leroy Wagner in ein Haus mit gedecktem Tisch kam, setzten sich alle an den Tisch und frassen sich voll. Unsere Soldaten durchsuchten alle Schränke nach essbarem - egal was - ausser Sauerkraut. Die Lebensmittel die wir fanden waren ein Hochgenuss gegenüber unseren eintönigen K und C Rationen. Deshalb war kein Huhn, Kaninchen, Schwein ja sogar eine Kuh nicht sicher vor uns. Wenn wir etwas sahen was wir gebrauchen konnten, nahmen wir es ohne zu zögern mit. Gewissensbisse hatten wir dabei nicht. Die Möbel der Häuser dienten uns als Brennholz und wenn wir in einem Haus einen Bilderrahmen mit dem Bild eines Wehrmacht Soldaten fanden, wurde dieses aus lauter Wut zerstört. In normalen Zeiten wären wir Verbrecher gewesen, aber es war Krieg. Jeder Wunsch konnte erfüllt werden. Ob es nun Schmuck, Besteck, Kameras oder die begehrten Luger oder Walther Pistolen waren, es gab alles. Die Offiziere transportierten ihre „ erbeuteten Schätze “ mit dem Lastwagen, aber der einfache Soldat musste alles selber tragen. Da aber Gewicht der Feind eines Infanteristen ist, hatten wir dabei erhebliche Probleme.
Amerikanische Panzer und Infanterie in Bedburg |