Rödingen/Höllen, 25.Februar 1945

Code Name “ Patty “ für Rödingen und “ Louise “ für Höllen

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Ein Stosstrupp der 30th Infantry Division bereitet sich in Steinstrass für das Vorgehen auf Rödingen vor.

Am 25. Februar 1945 stand das 119th Infantry Regiment der 30th US Infantry Division vor Steinstrass. Company E und G näherten sich Höllen, Company I, K und L Rödingen aus Richtung der Reichsstraße 55 zwischen Stetternich und Steinstrass. Alle schafften es trotz starkem Beschuss bis auf etwa 500 m an die Orte heran zu kommen. Ein weiteres Vorankommen war zu dieser Zeit nicht möglich und die derzeitige Position musste gesichert werden. Dennoch schaffte es Private Rochadl weiter an den Ortsrand von Höllen heranzukommen, um die Position einer deutschen MG Stellung ausfindig zu machen. In dem Moment, als Private Rochadl seinen rückwärtigen Kameraden ein Zeichen geben wollte, eröffnete ein deutscher Soldat mit einer Maschinenpistole das Feuer auf ihn und traf ihn im Gesicht. Ganz offensichtlich hatten ihn die deutschen Verteidiger in eine Falle laufen lassen mit der Hoffnung, dass seine Kameraden nun sofort das Feuer eröffneten und damit ihre Position verrieten. Sofort schossen die Verteidiger mit allen Kalibern in Richtung der Angreifer. Private Rochald wollte diesen Moment nutzen um sich verletzt in Sicherheit zu bringen und wurde ein weiteres Mal von deutschen Maschinenpistolenschützen in die Schulter geschossen. Ein etwa 50 m von ihm entfernter Sanitäter hatte den Vorfall beobachtet und wollte Private Rochadl zu Hilfe eilen, der winkte jedoch ab und wurde daraufhin ein drittes Mal, nun am linken Arm getroffen.


Funker Karl Münscher vom Nachrichtenzug des Grenadier-Regiment 959 erinnert sich:

Gegen Abend wurden wir mit Phosphorgranaten beschossen und wir mussten auch hier das Feld räumen. Durch dichtes Artilleriefeuer hindurch zogen wir uns auf einen Gutshof an der Straße nach Höllen zu, etwa 1 km vom Waldweg, zurück. Im Keller dieses Hofes bauten wir unsere Funkstelle auf. Am anderen Morgen kam der Amerikaner aus dem Stetternicher Wald heraus über die freien Äcker. Es gelang, ihn zurückzuhalten, aber gegen 12.00 Uhr mittags fuhren sechs Panzer in das Nachbargehöft und beschossen uns auf 300 m Entfernung. Bald brannte unser Gutshaus und wir krochen zum Kellerfenster hinaus, um sprungweise den Bahndamm zu erreichen. Wir hatten ziemliche Verluste, zwei Leutnants fielen und einige Mann, darunter auch der erste Schreiber des Rgts. Als wir das Dorf mit der Bahnstation (Welldorf) auf dem Wege nach Höllen erreichten, wurde dieses mit einem Trommelfeuer belegt, wie ich es nicht wieder erlebt habe. Alles suchte Deckung. Nachdem wir uns wieder am Dorfausgang gesammelt hatten, fehlte der Ib des Rgts. Während wir aus dem Dorf in Richtung Höllen zu entkommen suchten, wurden wir von hinten und von der Hauptstraße Jülich - Köln her, stark bedrängt. Panzer mit auf gesessener Infanterie griffen an. Ein Teil von uns, der sich nach der Hauptstraße hingewandt hatte, ist in Gefangenschaft gekommen. Ich bin in einer Gruppe von fünf Mann gelaufen und wir hielten uns links. Der größte Teil des Funkzuges kam in diesem Dorf in Gefangenschaft. Nachdem wir zwei Tage versprengt waren, trafen wir bei Ichendorf wieder auf unser Regiment, das allerdings nur noch aus einer Kampfgruppe von etwa 80 Mann bestand. An diesen Tagen hatte die Division schwere Verluste hinnehmen müssen, insbesondere auch an gefallenen und vermissten Offizieren. Selbst der Assistenzarzt Dr. Gerstung von der I. Abteilung des Artillerieregiments war bei Bettenhoven gefallen. Er ruht heute auf der Kriegsgräberstätte in Titz-Rödingen - Endgrablage: Grab 71. Am 25.2. wurde die 3. Panzergrenadierdivision unter dem Befehl von Generalmajor Walter Denkert zwischen der 363. VGD und ihrem linken Nachbarn, der 12. VGD, in die Front eingeschoben. Das zuerst eintreffende Panzergrenadierregiment 29 sollte zunächst der 12. VGD unterstellt werden, um das Füsilierregiment 27 der 12. VGD abzulösen.

Deutsche Panzer griffen nun in die Kämpfe ein und es entstand ein brutaler Kampf am Ortsrand von Höllen. Hatten die Angreifer doch erst gedacht sie könnten diese kleinen Ortschaften einfach überrollen, so wurden sie jetzt eines besseren belehrt. Als die amerikanische Artillerie in die Kämpfe eingriff, zogen sich die deutschen Panzer wieder in die Orte zurück. Es wurde klar, dass die Orte nur dann eingenommen werden konnten, wenn die deutschen Panzer zerstört wurden.


Erlebnisbericht von John Nolan, 1st Platoon, Company G, 119th Infantry Regiment

Der Angriff auf Höllen begann etwa 1/2 Meile vor dem Ort. Auf dem offenen Gelände bewegten wir uns im Schutz von 26 Sherman-Panzer auf den Ort zu. Dies erwies sich als keine gute Sache. Wir verloren bei diesem Angriff 16 Panzer. Ich erinnere mich an einen deutschen Panther der sich in einer Obstplantage vor Höllen versteckt hatte. Er feuerte in kurzen Abständen präzise Schüsse auf unsere Sherman-Panzer. Eine Granate traf die offene Luke des Sherman neben mir. Wäre der Schuss nicht so genau gewesen, hätte sie mich getroffen. Die deutschen Verteidiger hatten vor dem Ort 5 Fuß tiefe Splittergräben vor den Häusern am Ortsrand angelegt. Als sich die Deutschen zurückzogen, besetzten wir einen dieser Gräben. Wie alle deutschen Panzerbesatzungen war auch die Pantherbesatzung in der Obstplantage sehr fanatisch und äußerst aggressiv. Wie immer benutzte ich eine panzerbrechende Gewehrgranate gegen den Panther und dachte ich könnte ihm wenigstens einen Schaden zufügen. Nun, ich verfehlte den Panther, traf einen dicken Ast am Baum über dem Panther. Dieser schlug dem Panzerkommandanten auf den Kopf, was ihn nicht gerade glücklich aussehen ließ. Der Panther schob sich nun langsam vor und versuchte den Splitterschutzgraben in dem sich mein Zug befand zuzuschütten. Lieutenant. Giblin schickte zur Erkundung Hall als ersten in das Dorf. Bevor Hall sich aufmachte, gab Lieutenant Giblin ihm ein Stück Kautabak zur Beruhigung seiner Nerven. Auch Private Raymond Butts begab sich mit einer Bazooka in das Dorf. Er konnte aus einem Haus seine Bazooka in Position bringen und einen Panther abschießen. Als die Crew versuchte den brennenden Panzer zu verlassen, schoss Lieutenant Giblin mit seiner “ Grease Gun “. Private Butts verdiente sich sein Distinguish Service Cross für diesen Einsatz. Private Raymond Butts meldete sich freiwillig um die Lage im Ort zu erkunden. Ihm gelang es zu dem etwa 150 m entfernten Bauernhof vor Höllen zu kriechen, von dort aus weiterrobbend zum ersten Haus im Ort vorzustoßen und sich, mitten unter den deutschen Verteidigern, von Haus zu Haus weiter vorzuarbeiten. In einem Haus, das ihm geeignet erschien seine Beobachtungen durchzuführen, wartete er auf die deutschen Panzer. Der amerikanische Artilleriebeschuss auf den Ort dauerte weiterhin an und Private Butts konnte beobachten wie die Häuser um ihn in Schutt und Asche versanken. Um 17:30 Uhr hörte er die ersten deutschen Panzer, die sich auf der Straße im Ort bewegten. Offenbar hatten die deutschen Verteidiger gedacht, dass die Amerikaner einen weiteren Angriff starteten. Der erste Panzer hatte wohl etwas bemerkt und eröffnete das Feuer mit dem Maschinengewehr und seiner Kanone. In der Zwischenzeit konnte sich die Company I bis auf 200 m dem Ort nähern. Die deutschen Verteidiger eröffneten das Feuer und es entwickelte sich ein wahrer Feuersturm. Sergeant Jerome , Gruppenführer der Company I, musste beobachten, dass seine Männer wie am Boden festgefroren regungslos verharrten und sich nicht verteidigten. Für einige war dieses Gefecht die erste Feuertaufe. In dem Moment als der Angriff der deutschen Verteidiger kurz zum Stehen kam, lief Sergeant Jerome vor zu seinen Männern und wollte sie aus der Gefahrenzone herausholen. In diesem Moment eröffnete ein deutsches Maschinengewehr das Feuer auf Sergeant Jerome, der getroffen zu Boden fiel. Entschlossen, seine Männer wenigstens in das erste Haus in Sicherheit zu bringen, stand Sergeant Jerome schwer verletzt wieder auf. Kameraden wollten ihm helfen, da eröffnete das Maschinengewehr wiederum das Feuer und nahm die gesamte Mannschaft unter Feuer, wobei Sergeant Jerome tödlich getroffen wurde. Er wurde einige Tage später auf dem American Cemetery in Margraten, Holland beigesetzt. Im Jahre 1946 wurde er in seine Heimat nach Van Wert, Ohio auf den Woodland Cemetery überführt.

Angriffsplan des 119th Infantry Regiment der 30th US Infantry Division auf Rödingen
mit eingezeichneter Stelle an der Sgt. Maynard M. Jerome fiel.

Sgt. Maynard M. Jerome, er fiel beim Angriff auf Rödingen.

Deutsche MG-Stellungen und Grabensystem bei Rödingen.

Pfc. Barker aus der gleichen Division wie Sergeant Jerome hatte unterdessen die Position des Maschinengewehrs ausgemacht und eröffnete das Gegenfeuer mit seiner Browning Automatic Rifle (BAR). Durch seine Treffsicherheit gelang es ihm nach 15 leer geschossenen Magazinen das deutsche Maschinengewehr auszuschalten und in das erste Haus zu laufen. In diesem Moment eröffnete das zuvor ausgeschaltete deutsche Maschinengewehr das Feuer, Private First Class Barker sank tödlich getroffen zu Boden. Das erste Haus war nun aber in amerikanischer Hand, ein neuer Ausgangspunkt für die Einnahme von Höllen und Rödingen war geschaffen. Private First Class Weinstein konnte unterdessen bis in die Mitte zweier deutscher Geschütze vordringen, wobei ein Geschoß seinen Helm traf, die darunter befindliche Wollmütze durchbohrte und am anderen Ende wieder austrat. Trotz diesem Treffer gelang es ihm ein Magazin leer zu schießen und eine Rauchgranate auf das linke Geschütz zu werfen. Im Schutz des Rauchs gelang es nun den ersten amerikanischen Soldaten in den Ort einzudringen. Deutsche Panzer wollten verhindern das weitere amerikanische Truppen in den Ort eindrangen und bewegten sich teilweise bis zum Ortsrand vor. Ein deutscher Panzer bewegte sich genau auf Private First Class Frederick Long zu. Er ließ ihn bis auf etwa 15 m herankommen und eröffnete das Feuer. Der erste Schuss traf den Kommandanten, er fiel über die Seite auf die Straße. Der Panzer eröffnete das Feuer und zog sich zurück. Die amerikanische Artillerie begann mit einem Gegenangriff auf 5 deutsche Panzer und etwa 150 Mann Infanterie nordöstlich von Rödingen. Zwei der deutschen Panzer näherten sich dem Haus in Höllen, in dem Private Butts seine Beobachtungen machte. Der erste Panzer fuhr bis auf 80 m an das Haus heran und feuerte eine Salve in das Gebäude. Die Granaten verfehlten ihn und explodierten in der unteren Etage des Hauses. Die Panzerbesatzung hatte also das Versteck von Private Butts entdeckt. Da kein Gegenfeuer von Private Butts erfolgte, näherte sich nun der Panzer bis auf ca. 30 m dem Haus, worauf sich Private Butts aus dem Fenster lehnte und einen Schuss aus seiner Bazooka (Panzerfaust) auf den Panzer abfeuerte. Dieser verfehlte jedoch den Panzer und auch der zweite Panzer wurde dadurch aufmerksam auf ihn. Beide Panzer eröffneten nun das Feuer auf das Haus, Privat Butts legte sich auf den Boden und lud seine Bazooka nach. Er stand auf und feuerte ein zweites Mal, diesmal auf den zweiten Panzer. Volltreffer, Private Butts warf sich wiederum auf den Boden und wollte nachladen, um auch den ersten Panzer zu zerstören. Der Panzer war verschwunden, er hatte sich zurückgezogen. Sergeant John Nolan konnte nun mit seinen Männern weiter in den Ort vorrücken und entdeckte etwa 50 m von dem Gebäude in dem sich Private Butts aufhielt, 33 deutsche Soldaten, die sich scheinbar vollkommen desorientiert bereit machten den Ort zu verlassen. Die Männer von Sergeant John Nolan zeigten sich den deutschen Soldaten, worauf diese sich den Amerikanern ergaben.

Die Kämpfe in- und um Rödingen / Höllen

Haus für Haus wurde nun durchsucht und gesichert, sodass sich um etwa 20:00 Uhr Rödingen in amerikanischer Hand befand. Lediglich im westlichen Teil wurde noch gekämpft bis amerikanische Panzer zum Einsatz kamen. Um etwa 02:00 Uhr am 26. Februar 1945 befand sich Rödingen gänzlich in amerikanischer Hand.

Der Nachbarort Bettenhoven wurde vor den Kämpfen um Rödingen und Höllen von den Amerikanern stark bombardiert, da sich etwa 10 m vom Ortsrand eine deutsche Artilleriestellung befand. Um den Vormarsch der 30th US Infantry Division nicht zu behindern, wurde am nächsten Tag die Weidenstraße / L 213 von der 113th US Field Artillery Brigade wieder befahrbar gemacht.

Der Nachbarort von Rödingen wurde von den Amerikanern „sturmreif“ bombardiert. Die Fotos zeigen das 113th Field Artillery Batalion bei den Aufräumarbeiten in Bettenhoven.

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